Die Umsetzung des Schwerpunktes „Natur“ geschieht auf verschiedene Weise. Eine Möglichkeit sind die Naturtage. Die Kinder verbringen regelmäßig mehrere Stunden (wetterabhängig) in der freien, relativ unberührten Natur. Vorrangig werden dies Ausflüge in einen Wald sein, aber auch Wiesen, Gewässer oder Strand sind als Ziel denkbar. Diese Angebote zur Naturerfahrung sollen den Aufenthalt an der frischen Luft um eine wichtige Komponente ergänzen. Denn Spielplätze, Parks oder Tiergärten sind künstlich angelegte Areale, die häufig kindgerecht aufbereitet sind und bestimmte Reize und Anregungen bieten. Jedoch enthalten sie meist nicht den Anteil an Abenteuer, Ursprünglichkeit und Ungewissheit, der für die Entwicklung der Kinder so wichtig, aber aus der heutigen Kindheit leider fast verschwunden ist.
Deshalb gehen Kinder aus der Kita „7 Raben“ einen großen Teil des Jahres zirka alle drei Wochen in die Natur. Wenn das Wetter es zulässt, kann im Wald auch Picknick gemacht und ausgeruht werden. Die Stunden im Wald sollen stressfrei und locker gestaltet werden. Im Winter lohnt der Besuch ebenso, denn dann erwarten die Kinder ganz andere Eindrücke.
Vorrangig wird ein Waldstück mit vielfältigem Baumbestand, Totholz, feuchten Abschnitten und einem gut ausgebauten Wegenetz in der Nähe Greifswalds aufgesucht. Das Gebiet steht nicht unter Naturschutz, so dass die Kinder unter Beachtung des Tier- und Pflanzenschutzes kleine Dinge (Stöcke, Blätter, Tannenzapfen…) entnehmen und zum Spielen verwenden können. Dabei lernen sie auch, respektvoll mit der Natur umzugehen und Tiere in ihrem Lebensraum nicht zu stören. Außerdem gibt es Geräte zum Beobachten (Fernglas, Mikroskop, Lupen…), zum Experimentieren und zum Dokumentieren (Ton-Aufnahmegerät, Kamera…). Damit sind gute Voraussetzungen gegeben, die Erfahrungswelt Wald und Natur altersgerecht und sinnvoll in den Alltag der Kita zu integrieren.
Die Effekte, die wir uns von den Naturtagen versprechen, sind hoch: Sind die Kinder viel in der Natur, begreifen sie sich selbst als Teil eines großartigen Systems, haben viel Verständnis für Abläufe in der Natur, bauen Wissen um Naturzusammenhänge mit eigenem Erleben auf und erkennen intuitiv, wie sehr die Natur zu ihnen gehört oder besser umgekehrt – wie sehr sie in die Natur gehören!Wenn Mädchen und Jungen einen Waldpfad entlanggehen, nehmen sie vielfältige Reize auf. Ungewohnte Bilder, Gerüche, Geräusche wie ein knackender Ast, schnelle Bewegungen – welcher Vogel ist dort aufgeflogen? – umfangen sie. Sie finden Blätter, kleine Tiere, Rinde, Pilze… Oft wissen auch die Erzieher nicht, um welches Insekt oder um welchen Baum es sich handelt. Kinder und Erzieher gehen gemeinsam auf eine Entdeckungsreise in die Natur. Durch die Unwägbarkeiten wird aus einer künstlichen eine natürliche Erfahrungswelt gemacht. Sicher kann man in Büchern stöbern oder etwas nachschlagen. Aber ohne die vorherige Erfahrung – „Ich habe es selbst gesehen“ – bleibt es Wissen aus zweiter Hand.
Darüber hinaus wird ihrem Forscherdrang und ihrer Bewegungslust entsprochen – und es ist ein Unterschied, ob ein Kind an einem Sportgerät klettert oder versucht, über einen wackligen, glitschigen und unregelmäßig geformten Baumstamm zu balancieren.