Logo Institut Lernen und Leben e.V.

Hort
"Haff-Grundschule"

Die abenteuerliche Reise unserer Flaschenpost (Chronik)

An dem Tag im Mai 2011 als wir, die 1. Klasse, uns auf eine Wanderung machen wollten, brachte uns Herr Freimut eine Flasche mit in den Hort. Herr Freimut ist Fischer und fand diese Flasche bei seiner Arbeit in seinem Fischernetz. Es stellte sich heraus, dass es sich bei der Flasche um eine Flaschenpost handelte. Darin fanden wir eine Piratenschatzkarte, woraufhin wir uns gleich auf die Suche begaben und natürlich auch fündig wurden. Da unsere Kinder so begeistert von ihrer Botschaft aus der Flasche waren, kam die Idee auf, selbst auch eine Flaschenpost zu verschicken. Gemeinsam überlegten die Kinder was man schreiben könnte. Das war gar nicht mal so einfach, aber noch schwieriger war es, das Gruppenfoto und den Brief so schmal zu rollen, dass beides durch den Flaschenhals passte. Dies gelang erst nach mehrmaligen Versuchen. Dann wurde die Flasche noch mit Kerzenwachs versiegelt, um sie abzudichten. Nun konnte unsere Flaschenpost ihre Reise antreten.

Leni Wergin’s Opa gab unsere ungewöhnliche Post einem guten Bekannten mit, der als Matrose auf dem Frachtschiff „Meteor“ zur See fuhr. Am 6. August 2011 warf er unsere Flaschenpost in den Atlantik, worauf die Zeit des Wartens begann. Kurze Zeit darauf erhielt der Hort aus Kanada einen Anruf. Die Aufregung war sehr groß, denn so etwas erlebt man ja doch nicht alle Tage. Es war der 23. August als sich die kanadische Zeitung „Das Telegramm“ bei uns meldete. Als Übersetzerin stellte sich Frau Banzhaf zur Verfügung, die Studentin der deutschen Literatur ist und fließend Deutsch sprach. Unsere Flaschenpost wurde am 13. August von Cyril Sparks gefunden. Er zog sie in St. Johns, Neufundland Labrador in Kanada, aus dem Wasser. Seine Freude war groß, da er schon immer eine Flaschenpost finden wollte. Seine Geschichte kam sogar ins kanadische Fernsehen, in die 6.00 Uhr Nachrichten auf n-tv.

Cyril Sparks war so begeistert von der Idee, dass er seine Geschichte aufschrieb, diese mit einer Kopie von unserem Gruppenfoto sowie unserer Botschaft in eine andere Flasche steckte. Vom östlichsten Punkt der kanadischen Insel Neufundland Labrador warf er diese wieder in den Atlantik, in der Hoffnung, auch diese Flaschenpost wird gefunden. Auch nun begann wieder das Warten auf Antwort. Im September 2011 schickte uns Herr Esser aus Leverkusen für alle Kinder auf dem Foto eine Kopie des kanadischen Zeitungsartikels. 

Er hat diesen Artikel von kanadischen Bekannten zugeschickt bekommen, da dieser von deutschen Kindern handelte. Weil Herr Esser die meisten und schönsten Erinnerungen sowie -stücke an seine Grundschulzeit hat, ließ er jedem unserer Kinder auch so ein Erinnerungsstück zukommen. Den kanadischen Zeitungsartikel haben wir uns von der Englischlehrerin Frau Nitschke, die in der Haff-Grundschule arbeitet, übersetzen lassen.

Übersetzung

Am 13. August gegen 18 Uhr zog Cyril Sparkes eine zerkratzte Sprite-Plastflasche aus dem Wasser des Bootshafens in St. Johns. Während der 30 Jahre, die er auf dem Wasser arbeitete,hatte er noch nie eine Flasche gefunden. Jetzt hatte er eine – eine Flaschenpost. „Ich ging an der Kaimauer entlang und schaute hinunter und da sah ich das weiße Papier darin.“ Sagte er ein paar Tage später in seiner Küche in seinem Haus in der Southside Str. und schaute auf die Botschaft, die er auf dem weißen Zettel fand. Dabei erzählte er „Dem Telegramm“ seine Geschichte.

Sparkes sagte, dass es eigentlich eine helle grüne Farbe unter etwas Weißem war, was seine Augen unter dem Wasser erblickten. Ein Farbfoto in einem Plastebehälter. Das Foto zeigte eine Schulklasse der Grundschule. 

Hintere Seite des Artikels

Deutsche Schüler freuen sich auf eine Antwort aus Neufundland

Laut der Nachricht – geschrieben in D. + einer englischen Übersetzung auf derselben Seite – war die Flasche von einer 1. Klasse aus Ueckermünde in Deutschland.

„Heute wollen wir Ihnen eine Flaschenpost schicken, weil wir vor einigen Wochen auch eine gefunden haben und uns sehr darüber freuten.“ So die englische Übersetzung. Es gab keine E-Mail Adresse und so versuchte Sparkes die Schule anhand der Adresse zu finden. Online stieß er auf ein Foto, dass das Schulgebäude sein könnte. Die Fenster waren heraus gebrochen und es gab Brandzeichen an der Außenfassade des Gebäudes, so als ob es ein Opfer von Flammen geworden wäre und dann verlassen wurde.

„Ich wusste nicht ob die Schule geschlossen wurde oder ob es ein Feuer war oder was passiert war“, sagte er als er die Zeitung kontaktierte, um das Rätsel zu lösen. „Ich wollte herausfinden woher die Flaschenpost kam oder wer sie schickte und wie lange sie unterwegs war“, sagte er als er eine Kopie des Briefes sowie des Fotos zur Verfügung stellte. Wie sich herausstellte, war das zerstörte Gebäude (Waterkant?) ein ehemaliges Geschäftshaus in der gleichen Stadt. Mithilfe der Memorieal Uni von Neufundland nahm die Zeitung „The Telegram“ Kontakt zu Pia Banzhaf auf, die an der Uni gearbeitet hatte und auch Studentin der deutschen Literatur ist. Sie spricht fließend Deutsch und stimmte zu als Übersetzer für uns tätig zu sein.

Trotz des falschen Beginns und falscher Telefonverbindungen fanden wir schließlich die Telefonnummer des Hortes. Wir erreichten Frau Carola Fiß, eine der Horterzieherin der 1. Klasse. „Sie war sehr überrascht. Sehr überrascht. Sie erzählte uns, dass die Kinder jetzt in der 2. Klasse sind und viele Kinder noch nicht weit gereist sind.“ so gab Frau Banzhaf das Telefonat wieder. „Die Kinder werden sehr überrascht sein, wenn ich ihnen erzähle, wie weit die Flasche gereist ist.“ 

Nicht die ganze Reise erfolgte übers Meer. Die Schule befindet sich in einer Stadt im Nordosten Deutschlands, in der Nähe der polnischen Grenze. Das dichteste Meer wäre die Ostsee und auch von dort aus wäre es sehr schwer gewesen den Atlantik zu erreichen. „Eines der Kinder hat einen Großvater, der die Flasche einem befreundeten Seefahrer mitgab und der warf die Flasche irgendwo in den Atlantik. Keiner weiß genau wo“ sagte Fr. Banzhaf. Sie wussten aber wann. Die Flasche wurde am 4. August ins Wasser geworfen. „So etwas wurde noch nie vorher an dieser Schule gemacht“ sagte Banzhaf „eine Flaschenpost.“ Die Horterzieherin sagte, sie hätte mit den Kindern am Strand gespielt und dort eine Schatzsuche mit einem vergrabenen Schatz durchgeführt.

Dieses Spiel führte dann dazu über Flaschen zu sprechen, die mit Nachrichten gefunden wurden. Es wurde entschieden, dass die Klasse ihre eigene Nachricht und ihr Bild als Flaschenpost verschicken soll um herauszufinden, was passieren könnte.

Als sie mit der Horterzieherin sprach erklärte Fr. Banzhaf ihr, woher sie anrief. Auf Deutsch machte sie klar, dass St John’s nicht mit Saint John in New Brunswide zu verwechseln sei. „Sie werden auf einer Landkarte schauen und dann herausfinden, wo alles ist“, sagte Fr. Banzhaf – und wiederholte damit die Antwort der Horterzieherin. „Sie sagte, sie hofft für die Kinder, dass Herr Sparkes antwortet und ein Foto von ihm und der Flasche mitschickt.

Sparkes sagte, dass er Foto und Brief eingerahmt hat. Er plant zu antworten, aber er will es per E-Mail tun.


Dann kamen auch schöne Grüße aus St. John's

Grüße aus ST. John’s Newfoundland Canada

Mein Name ist Cyril Sparks, ich bin 63 Jahre alt und arbeite bei der kanadischen Küstenwache, schon seit 31 Jahren als Marine- Ingenieur.

Meine Frau Gloria und ich haben 4 erwachsene Kinder, 3 Söhne, eine Tochter und neun Enkelkinder. Als ich in den Ruhestand ging, kaufte ich mir ein Fischerboot. Dies liegt in St. John’s Habour. Am 13. August 2011 kam ich mit meinem Boot zurück an den Kai, da bemerkte ich eine weiß-grüne Flasche. Es stellte sich heraus, dass das grüne ein Foto mit Kindern und ihren Erzieherinnen ist. Das Weiße war die Botschaft über die ich mich sehr freute. Ich fühle mich sehr geehrt, dass ich diese Nachricht gefunden habe. Daraufhin stellte ich Nachforschungen an, wobei ich einige Informationen über euer Land und eure Stadt zusammentrug.

Unsere Lokalzeitung „Das Telegramm“ kam für ein Interview zu mir nach Hause. Unsere Geschichte kam dann auch in unserem lokalen TV – Sender „NTV“, bei Jody Cook in den 6.00 Uhr Nachrichten. Meine Familie, Freunde sowie auch Fremde kommentierten den Kontakt zu Freunden aus Deutschland als eine schöne Erfahrung.  Euren Brief und euer Bild habe ich in mein Herz geschlossen, und werde es in Ehren halten.

Ich werde eine Kopie von eurem Brief sowie meine Geschichte in eine Flasche stecken. Diese werde ich am östlichsten Punkt von Canada Cape Spear, in St. John’s Neufundland und Labrador ins Meer werfen, und hoffe, dass wir eine neue Antwort erhalten.

In Erwartung Ihrer Antwort

Cyril Sparks